Sommerekzem und Sterbebegleitung

Hier gehts es um die Behandlung von Tieren - Schwerpunkt soll auch hier Antimiasmatik sein - muß aber nicht!
Mod
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Sommerekzem und Sterbebegleitung

Beitragvon Mod » 16. September 2014, 10:17

Am 10.10.2008 fragt Kerstin:

das Pflegepferd meiner Tochter hat Sommerekzem.
Außerdem Athrose im Knie links hinten.
Der Besitzer hat sich jetzt Sulphur D30 besorgt und ich habe ihm geraten davon einmal die Woche zwei Globuli zu geben.
Sulphur ist ja immer das Mittel das alle geben bei Hautauschlägen. Beim Menschen ist es bei mir aber eher selten das richtige Mittel.
Ich kenne das Pferd nur von einem Treffen und ich kenne Pferde ja überhaupt nicht.
Gegen die Athrose bekommt es Teufelkralle - ich denke phytotherapeutisch.
Was hälst du von Sulphur und was müßtest du noch wissen um eine bessere Idee zu haben.

Steffi Becker antwortet:

nicht nur bei Menschen ist Sulphur nur manchmal das richtige Mittel.

Mit dem Juckreiz selbst kann man meist wenig anfangen. Von Interesse sind dagegen außer sonstigen körperlichen Beschwerden die Rasse und die Lebens- und Haltungsumstände des Pferdes. Und man darf dabei nicht vergessen, daß es Herdentiere sind.

Dazu einige Anregungen.

Sulphur findet sich häufig bei kleinen Ponys, die als Beistellpferd für Großpferde gehalten werden. Die großen nehmen sie nicht Ernst und die Menschen kümmern sich kaum um sie.

Auch Kastration kann Sulphur auslösen.

Nat-m in Hochpotenzen wirkt oft bei Islandpferden sehr gut. Dabei scheint die völlige Entwurzelung Grundlage zu sein.
Isländer leben seit 1000 Jahren isoliert und halbwild auf ihrer kalten und kargen Insel. Von da werden sie von heut auf morgen einfach hierher exportiert. Andere Rassen sind viel jünger, blutmäßig oft sehr durchmischt und finden nach der Reise wenigstens noch ähnliche Umweltbedingungen. Die haben es leichter.

Nat-m tut oft auch Pferden gut, die gequält wurden. Das Quälen muß nicht zwangsläufig körperlich extreme Ausmaße angenommen haben. Auch Wegsperren in die letzte dunkle Stalleecke ohne Zuwendung und ständiges unrechtes Behandeln können zu Nat-m führen.
Da haben wir das typische Pferd-Problem, denn wir wissen oft nicht was ein Pferd alles durchmachen mußte.

Bei Rassen und Typen mit ausgeprägter Muskulatur, die stetig ruhig und fleißig arbeiten wäre an Calc zu denken.

Bei entsprechender miasmatischer Vorbelastung ist Calc auch bei (früher) überbeanspruchten/überforderten Pferden zu denken.

Für hochbeinige, knochig schlanke Pferde, die sich bewegen wollen käme evtl. Rhus-t in Frage. (Hatte ich aber noch nicht).

zur Arthrose
Bist du sicher, daß es sich um das Knie (was sozusagen fast an den Bauch stößt) handelt? Damit haben Pferde kaum mal Probleme. Von Laien wird häufig das Sprunggelenk (optisch Mitte Bein) als Knie angesprochen. Aber das ist eigentlich Knöchel bzw. Ferse.
Abzuklären wäre, ob es sich ursächlich um Unfallfolgen oder chronische Krankheit handelt. Die meisten Pferde haben kaputte Gelenke durch falsche Haltung, nicht auskurierte Unfälle, Überbeanspruchung, wobei natürlich eine miasmatische Vorbelastung förderlich ist. Das entsprechende Unfallmittel kann zusätzlich gut wirken.

Noch ein anderer Gedanke.
Pferde werden heutzutage ja "fast zu Tode" geimpft, was auch gern Haut- und Gelenkprobleme nach sich zieht.

Kerstin schreibt weiter:

C. ist ein Mischling (ich glaube: Forrest und Haflinger, was auch immer das sei) ein wundersanftes falbfarbenes Kleinpferd.
Alte Haltungsbedingungen und wo genau jetzt die Athrose ist, findet meine Tochter heute raus.
Was ihr aufgefallen ist, ist das C. vielmehr nach Pferd riecht als alle Pferde mit denen sie vorher zu tun hatte.
Das Ekzem hat sie jetzt das zweite Jahr und eigentlich lebt sie seit ein paar Jahren (vier oder sechs oder so) absolut optimal - in einer Herde auf der Weide den größten Teil des Jahres ganztags, im Winter nur tagsüber, ansonsten große Boxen. Vorher war sie Schulpferd.
Allerdings ist sie so sanft, das sie in der Herde immer letzte ist und hat auch keinen oder höchstens einen guten Freund.

… und ergänzt:

hier noch mehr Info über C.:
Es handelt sich bei der Arthrose tatsächlich nicht um das Knie (wie ich dachte gehört zu haben), sondern beide Hufkronengelenke vorne und auch ein oder zwei Gelenke darüber sind betroffen.
Als Ursachen kommen entweder dauerhafte Überlastung in ihrem Vorleben als Schulpferd oder "falsches Geritten werden" vor ein paar Jahren als sie schon ihrem jetzigen Besitzer und noch jemand anderem gehörte.
In ihrem Vorleben hat sie nicht gut gestanden. Sie war Schulpferd in einem Betrieb über den nicht mehr viel rauszufinden ist, weil er wegen schlechter Tierhaltung geschlossen wurde.
Die Arthrose ist im Röntgen so schlimm, dass sich der Tierarzt gewundert hat, dass sie noch freiwillig läuft.
Das tut sie aber, z.B. beim Reiten mit meiner Tochter so gut, das sie super gerne galoppiert.

Das alles klingt mir schon nach langem Kummer - vielleicht sollte ich dem Besitzer vorschlagen mal Nat-mur zu versuchen. Hast du noch andere Ideen.

Ach ja - geimpft ist sie natürlich, allerdings nicht in den letzten Jahren.

Am 23.10. antwortet Steffi Becker:

ich würde Nat-m nehmen, weil ...

Beschwerden durch Kränkung, Erniedrigung, Furcht, Vorwürfe, Verachtung - genau das erfährt ein Pferd unter den Bedingungen damals. Falsches Reiten und Mehlsack-Reitschüler führen zusätzlich zu Überbelastung und Verspannungen.

Zur abseits stehenden Randfigur paßt es auch.

Aber wir wollen uns nicht nur auf Gemütsvermutungen verlassen.

Auffallend ist, daß die Arthrose nur einseitig, nämlich links ist. Das ist ungewöhnlich. Als Unfallfolge wäre das denkbar, aber dann an mehreren Gelenken eher unwahrscheinlich.
So haben wir hier ein §153 Symptom (wenn es denn tatsächlich nur links ist)

Wenn es beidseitig wäre, würde sich dadurch erklären können warum das Pferd nicht lahmt. Auf welchem Bein soll es lahmen, wenn beide gleichermaßen wehtun? Aber dann würde ein kurzer, fester Trab und eine verkrampfte Hinterhand sichtbar sein.

Sehen wir unter Schmerz-Füße-links und Schmerz-Füße-Gelenke finden wir Nat-m, aber kein Rhus-t, kein Sulph und nur eine Rubrik Calc.
Modalitäten wie Bewegung amel/agg, Wetter usw. kannst du ja noch hinzufügen.

Aufgrund der Krankengeschichte würde ich mit Hochpotenzen arbeiten, evtl. mit LM vorher antesten.

Bin ja mal gespannt auf die Reaktion.


Ich habe vorhin einen sehr kleinen Igel erlöst. Er wurde mir halbtot ohne sichtbare Verletzung gebracht. Er hatte kaum noch Reflexe, zu fast keiner Regung mehr fähig. Dieser Zustand war schon einige Zeit unverändert so, als man ihn mir brachte. Mit Carb-v konnte er ganz einschlafen.

Was mich wieder daran erinnert, wie mir in ferner Zeit diese Erlösung zuteilwerden kann.
Stichpunkt Sterbebegleitung.

Am 19.03.2011 schreibt Martina:

bin noch ganz neu hier, lese mich gerade durch eure Beiträge und habe da direkt eine Frage:
Kann mir wer ein Buch empfehlen zur homöopathischen Sterbebegleitung?

Kerstin antwortet:


Ein Buch zu homöopathischer Sterbegegleitung kenne ich nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es da gute Bücher geben kann, alldieweil ich vermute, dass kein Homöopath sich trauen würde, dies zu veröffentlichen. Wobei man sich klar machen muß, dass ein homöopathisches Mittel einem immer die Wahl läßt: nehm ich die Kraft, die es mir gibt, zum Leben oder zum Loslassen.
Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit Arsenicum album (6.LM). Die beiden betroffenen alten Männer, haben sich jedes Mal nochmal berappelt und für einige Wochen soviel Kraft und Freude bekommen, dass es zu einem guten Abschied von der Familie kommen konnte.

Martina fragt nach:

Schade, dass es zu diesem Thema keine Literatur zu geben scheint, denn das Sterben gehört doch ebenso dokumentiert,wie das Leben...
Hast du das Ars alb LM 6 verordnen können, ohne das Ars-Symptome aufgetreten sind, sondern lediglich die Kraft nutzen können, die es gebracht hast?

Kerstin antwortet:

ich hatte natürlich vorher Arsen Symptome. In einem Fall die Lungenentzündung in dem anderen das Rheuma und Herzinsuffizienz. Zusätzlich die Unruhe und die Schlafstörungen.
Ich bin davon überzeugt, dass jedes gut gewählte Mittel, dass tatsächlich auf die klinische Symptomatik ausgewählt wurde, dies erreichen kann. Die Lebenskraft so zu steigern, dass sie das bessere wählen kann. Schritte in Richtung Heilung oder in Richtung Loslassen.

Am 16.04.2011 schreibt Steffi Becker:

Auch ich kenne kein Buch zur Sterbebegleitung, wohl aus dem genannten Grund. Bei genügend Material könnte ich mir ein tierisches Buch zu dem Thema vorstellen. Das würde nicht so sehr zum Aufruhr führen unddennoch wichtiges zum Thema auch beim Menschen vermitteln können.

Ich habe bereits einige Erfahrungen in der Sterbebegleitung bei Tieren sammeln können und möchte zwei Mittel herausheben.

Typisch beim Sterben eines alten Tieres ist, daß der Mensch nicht wahrnimmt, daß es der Tod ist, der ihm da begegnet. Das Tier ist alt, frißt nicht mehr richtig, wirkt schwach. Was tut der Tierhalter. Er geht zum TA. Dieser erkennt die Situation, oder oft auch nicht, in jedem Fall aber wird das Tier aufgeputscht, weil der Tierhalter die Erwartung hat, daß das geliebte Tier munterer aus der Praxis kommt und bitte schön noch weiter lebt und der TA natürlich verdienen will. Diese Tiere finden einfach nicht zur Ruhe, weil die Körperfunktionen künstlich mobil gemacht wurdem. Ars wirkt da Wunder. Innerhalb einer/weniger Minute kehr Ruhe ein und das Tier entschläft ganz sanft. Ich gebe Ars als C30

Ist der Zustand die Folge einer akuten Krankheit habe ich mit Ars auch schon Wunder gesehen. Das Pferd konnte vom TA nicht aus der Kolik geholt werden, sollte eingeschläfert werden. Es bestand bereits Schnappatmung und weggetretene Pupillen. Eine Gabe Ars C30 holte innerhalb einer Minute die Pupillen wieder und beruhigte die Atmung. Es dauerte ca. 30 min bis das Pferd aufstehen konnte. Eine wiederholung der Gabe nach zwei Stunden brachte auch die Kraft zurück. Das ist jetzt 9 Jahre her und das Pferd lebt immer noch.

Das andere Mittel ist Carb-v, das optimal eingesetzt werden kann wenn durch lange chronische Krankheit am Ende eine übermäßige Schwäche besteht. Hier nutze ich gern kleine D oder verklepperte LM weil C30 für den schwachen Körper zu stark ist.

Treten Atemwegsprobleme am Ende auf ist auch an Ant-t zu denken. Ansonsten sicher auch jedes Mittel, das klar angezeit ist.

Martina antwortet:

Das hast du schön beschrieben! Genau so habe ich es empfunden. Der TA möchte das Tier hinhalten, der Besitzer sieht es egoistisch, möchte sein Tier nicht gehen lassen.(Irgendwo auch verständlich).

Meine Schäferhündin hat mit Phos ein gutes Ende gefunden! Ruhig und friedlich im Alter von 13 Jahren.
Und dennoch war es nicht leicht... -für mich ;-) Sie selbst wirkte als hätte sie gelächelt!

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